Im Gespräch:
Der Check für produktives Arbeiten
Ein guter Büroarbeitsplatz ist mehr als „schöner wohnen“ – er soll dafür sorgen, dass produktiver gearbeitet wird. Diese Meinung vertritt Franz-Gerd Richarz als stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Netzwerks Büro (DNB). Um das Ziel eines solchen Arbeitsplatzes zu erreichen, hat das DNB den Check „Gute Büroarbeit“ entwickelt. Im Interview erklärt Experte Richarz, auf welche Weise der Check eine große Hilfe bei dem Weg in das Büro der Zukunft sein kann.
Was verbirgt sich hinter dem Check?
Richarz: In unserem Netzwerk sind alle Entscheidungsträger verbunden, die sich in Deutschland mit dem Thema „Gute Büroarbeit“ befassen – also etwa die Hersteller von Büromöbeln, die Büroplaner, aber auch die Sozialversicherungsträger, die Arbeitgeber ebenso wie die Gewerkschaften und die Sicherheitsfachleute. Gemeinsam mit ihnen haben wir – geleitet von der BC Forschungsgesellschaft in Wiesbaden – 2011 innerhalb eines Jahres den Check entwickelt, indem wir sie gefragt haben, was ihnen im Hinblick auf Büroarbeit wichtig ist. Dahinter steht die Idee, einen nationalen Standard für innovative Bürokultur zu entwickeln. Und es war nicht so leicht, alle Beteiligten auf einer Ebene zusammenzuführen, da sie zum Teil unterschiedliche Begriffe nutzen. Aber wir haben es geschafft: Der Check steht als 24seitiges Kompendium auf unserer Internetseite www.deutsches-netzwerk-buero.de zum kostenlosen Herunterladen bereit, kann aber auch gratis in gedruckter Form bestellt werden.
Wer nutzt ihn für welche Zwecke?
Richarz: Wir richten uns mit dem Check vor allem an Führungskräfte in kleinen und mittelständischen Unternehmen, die wissen möchten, ob sie etwas an ihren Büroarbeitsplätzen verändern sollten. Er wird aber auch von Beratern genutzt und kann von Mitarbeitern verwendet werden, die sich dafür interessieren, ob und wie ihr Arbeitsplatz verbesserungsfähig ist. Der Check „Gute Büroarbeit“ eröffnet Handlungsangebote nach dem Ampelprinzip in sechs großen Themenfeldern. Dazu zählen etwa die Bereiche „Strategie – Führung – Unternehmenskultur“ oder „Risikobewertung – Personalentwicklung – Organisation“. Selbst wenn die Ampel „Rot“ zeigt, nachdem alle Fragen beantwortet sind, besteht zwar Handlungsbedarf, aber kein –zwang. Insgesamt geht es darum, Zusammenhänge transparenter zu machen. Damit nehmen wir im Grunde die Anforderungen an „Arbeit 4.0“ vorweg.
Welche Anforderungen sind das beispielsweise?
Richarz: Es geht vor allem um die Bedürfnisse der Mitarbeiter in den wichtigen Bereichen Akustik, Licht und Klima, die im Büro der Zukunft eine große Rolle spielen. Die Menschen wollen zum Beispiel nicht nur miteinander kommunizieren, sondern sich auch zurückziehen können, um in Ruhe zu arbeiten. Der demografische Wandel bringt es mit sich, dass immer mehr ältere Mitarbeiter im Büro sitzen, die empfindlicher auf Lärm und Umgebungsgeräusche reagieren als jüngere. Und wir müssen uns damit beschäftigen, wie neue Technologien unabhängig von Ort und Zeit sinnvoll eingesetzt werden können. Weil es hier ständig neue Entwicklungen gibt, wird der Check auch stets aktualisiert.
Nennen Sie bitte ein paar zentrale Punkte, die aktuell geändert wurden.
Richarz: Wir nehmen jetzt beispielsweise stärker den zuverlässigen und ergonomischen Einsatz von Mobiltelefonen und Smartphones in den Blick. Überlegen Sie einmal, welche Probleme es den Augen künftig bereiten wird, wenn Menschen zunehmend nur noch an ihren kleinen Bildschirmen arbeiten. Oder nehmen Sie etwa die Blendfreiheit an Bildschirmen, für die wir lange gekämpft haben. An Laptops oder Smartphone-Bildschirmen mit ihren glänzenden Oberflächen ist diese nicht mehr gegeben.
Wie hilft der Check, Büros “fit” für diese Zukunft zu machen?
Richarz: Der Check ist innerhalb von ein bis zwei Stunden gemacht, aber man kann sich auch nur mit einem Themenfeld befassen und wäre dann in circa einer Viertelstunde mit der Bewertung fertig. Und es lohnt sich, den daraus resultierenden Handlungsvorschlägen zu folgen. Denn schließlich steht am Beginn jeder erfolgreichen Produktion oder Dienstleistung ein Büroarbeitsplatz. Und je besser dieser eingerichtet ist, umso produktiver kann man arbeiten – um auf diese Weise letztlich den Wohlstand in Deutschland zu erhalten.
Das Deutsche Netzwerk Büro
Das Deutsche Netzwerk Büro fördert die Qualität der Büroarbeit durch eine gesundheitsorientierte und innovative Gestaltung der Arbeit. Es ist den Zielen der nationalen Initiative für eine neue Qualität der Arbeit (INQA) verpflichtet. Das DNB verbindet alle Aspekte der Büroarbeit und strebt eine Vernetzung und Kooperation aller an der Gestaltung der Büroarbeit Interessierten an.
Auf Orgatec 2016 lädt das Deutsche Netzwerk Büro am 25. Oktober zum 2. Thementag für Betriebsräte, Personalräte und Schwerbehindertenvertrauenspersonen ein. Der Titel: Zukunft in Arbeit – Arbeit neu denken! Vielfalt – Freiheit – Zeitgestaltung in der Arbeitswelt von morgen. Die Einladung, Möglichkeiten zur Anmeldung und viele weitere Informationen gibt es hier.