Im Gespräch
Tag der Rückengesundheit: Das Knowhow vieler Partner bündeln
Die aktive Prävention von Rückenbeschwerden ist das Ziel des Tages der Rückengesundheit am 15. März 2018. Rückenbeschwerden sind eine wesentliche Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Strategien dagegen sowie insgesamt gegen Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) wurden in einem speziellen Arbeitsprogramm MSE entwickelt. Dazu sprach die Basi mit Jutta Lamers, Leiterin des Arbeitsprogramms und der Präventionsdienste Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW).
Auf dem XX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ging das Arbeitsprogramm Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) 2014 an den Start. Erklärtes Ziel: arbeitsbedingte MSE zu senken. Was ist inzwischen passiert?
Eine Menge. Wir haben das branchenübergreifende MSE-Portal aufgebaut, das das Expertenwissen aller Träger und Partner der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) in puncto MSE bündelt und für die Praxis übersetzt, mehr als 8.000 Betriebe besichtigt und beraten und konkrete Angebote für Betriebe entwickelt. Natürlich gibt es noch viel Verbesserungspotenzial in den Betrieben – arbeitsbedingte Belastungen des Muskel-Skelett-Systems sind nach wie vor häufig. Aber die Resonanz auf unsere Angebote zeigt, dass unsere Botschaften angenommen werden.
Gerade da, wo wir „vor Ort“ waren, in den Betriebsbesichtigungen, konnten wir im direkten Kontakt viel erreichen: Wo erforderlich, wurde konkret zu den spezifischen Arbeitsbedingungen beraten, wir haben Verbesserungen angeregt und präventive Maßnahmen zum rückengesunden Arbeiten auf den Weg gebracht.
Welche Herangehensweisen haben sich bewährt, um im Betrieb MSE zu senken?
Entscheidend ist das erfolgreiche Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Dazu gehört zum einen, dass wir mit unseren Angeboten konkret da ansetzen, wo es Probleme in den Unternehmen gibt. Und unsere Lösungsansätze mit den Betroffenen erproben. Nehmen Sie beispielsweise das von uns entwickelte Seminarmodul „Gelebter Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz – auf das WIE kommt es an“. Es öffnet den Blick für mögliche Stolpersteine bei Veränderungsprozessen und vermittelt Fach- und Führungskräften, wie sie Beschäftigte nachhaltig für gesundes Verhalten gewinnen und begeistern können. Und wer gerade keine Möglichkeit hat ein Seminar zu besuchen, der findet die wesentlichen Botschaften in einem kurzen Animationsfilm zusammengefasst auf unserem Portal gdabewegt.de.
Zum anderen haben wir Angebote für alle Zielgruppen entwickelt und sie damit ins gemeinsame Handeln gebracht. So gibt es speziell für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seit Anfang 2017 die Online-Handlungshilfe „Bewusst bewegen – auch im Job“, die Beschäftigten Wege zum rückengesunden Arbeiten aufzeigt. Sie lädt ein, den eigenen Gestaltungsspielraum am Arbeitsplatz und in der Freizeit kennen und nutzen zu lernen und motiviert selbst aktiv zu werden. Das Gute daran: Auch Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Betriebsärztinnen und Betriebsärzte können die Online-Hilfe, so wie das gesamte MSE-Portal, als Unterstützung für ihre Beratungstätigkeit nutzen. Kurz gesagt, für jede Zielgruppe ist etwas dabei: für Beschäftigte, für Unternehmer, für Arbeitsschutzexpertinnen und -experten.
Nicht zu vergessen: Das MSE-Portal www.gdabewegt.de mit seinen vielfältigen Informationen und Angeboten ist das sichtbare Ergebnis der erfolgreichen Zusammenarbeit unterschiedlicher Partner im Arbeitsschutz – Bund, Länder, Unfallversicherungsträger, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände sowie die Krankenkassen. Dies macht deutlich, wie wichtig die interessenübergreifende Zusammenarbeit aller Akteure im Arbeitsschutz ist.
Was plant das Arbeitsprogramm MSE für 2018?
Damit Präventionsmaßnahmen im Betrieb akzeptiert und wirksam werden, müssen sie klug geplant und strategisch umgesetzt sein. Um Betriebe zu unterstützen, hat das Arbeitsprogramm fünf grundsätzliche Anforderungen identifiziert, die beim Planen und Gestalten von Präventionsmaßnahmen berücksichtigt werden sollten. Wir nennen sie „Prinzipien guter Praxis“. Es beginnt damit, alle relevanten Personengruppen ins Boot zu holen und zu Veränderungen zu ermuntern – von der Geschäftsführung bis zu den Beschäftigten. Dann müssen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Dies alles funktioniert nur bei einem vertrauensvollen Klima und einer gesundheitsorientierten Unternehmenskultur.
Um Unternehmen zur Umsetzung zu inspirieren, veröffentlichen wir auf gdabewegt.de gute Beispiele aus der Praxis: In anschaulichen Berichten schildern Führungskräfte verschiedener Branchen, wie sie in ihrem Betrieb das Risiko von Muskel-Skelett-Beschwerden senken, einzelne Maßnahmen zu einem Gesamtkonzept bündeln und über strukturelle Veränderungen und Schulungen eine nachhaltige Umsetzung fördern. Die Auswahl der Betriebe richtet sich nach den „Prinzipien Guter Praxis“. Unser Ziel für 2018 ist es, die Sammlung von Praxisbeispielen aus unterschiedlichen Branchen zu erweitern.
Wo kann man sich weiter informieren?
In unserem MSE-Portal. Wer wissen will, wie sich berufsbedingte Rücken-, Muskel- und Gelenkbeschwerden senken und im Idealfall vermeiden lassen, findet dort alle Informationen auf einen Blick: von der Produktdatenbank mit knapp 400 Präventionsangeboten rund ums Thema MSE über die Online-Hilfe für Beschäftigte bis zu den Praxisbeispielen.