Neue Leitlinie für einen ätzenden Notfall am Arbeitsplatz: Lauge im Auge

Rund zwölf bis 22 Prozent aller Augenverletzungen entstehen durch Verätzungen – meist bei einem Arbeitsunfall, wenn zum Beispiel ein Bauarbeiter einen Spritzer Lauge aus einem Werkstoff oder einem Reinigungsmittel abbekommt. „Laugen sind fettlöslich. Sie können durch die Gewebeschichten der Lider, der Bindehaut und der Hornhaut ins Auge vordringen und dort das Gewebe verändern“, erläutert Dr. Thomas Fuchsluger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde der Universitätsmedizin Rostock. Der Experte hat an einer neuen Leitlinie mitgearbeitet, die das Vorgehen bei akuten Verätzungen durch Laugen, Säuren oder Tenside erläutert. Diese gelten als absolute Notfälle, die zur Blindheit führen können. Deshalb muss das Auge sofort gespült werden, um alle Reste der Chemikalie zu entfernen. Der Arzt untersucht Ausmaß und Tiefe der Verätzung, testet die Sehschärfe und entscheidet je nach Schweregrad, wie er behandelt. Bei leichten bis mittelgradigen Verätzungen werden Medikamente eingesetzt, in schweren Fällen muss häufig der Chirurg eingreifen, abgestorbenes Gewebe entfernen oder auch Defekte mithilfe von Transplantaten abdecken. So kann dem Verletzten beispielsweise eine Hornhauttransplantation helfen, wieder besser zu sehen. Fuchsluger: „Solche Eingriffe sind in der Regel erst ein Jahr nach der Verätzung möglich.“