Angemerkt… eine Glosse

Kollege Roboter – aus dem Tagebuch eines Arbeiters

6.1.2020

Heute mit mulmigem Gefühl zum Job gefahren. Erster Tag mit dem Kollegen Roboter. Er soll mir jetzt die Bauteile vom Auto anreichen, was früher der Heinz gemacht. Der ist im Ruhestand. Wie soll ich den Roboter ansprechen – oder hat so einer keinen Namen, nur eine Zahlen- und Buchstabenkombination? Was ist, wenn der mir die falschen Teile gibt oder mir aus Versehen einen Hieb versetzt?

10.1.2020

Stimmung steigt. Nach einer Woche sind Robbi und ich ein Team. Ich hab ihn nach meinem Lieblingshörspiel von früher benannt: Robbi, Tobbi und das Fliewatüt. Obwohl er ja eher ein riesiger maschineller Arm ist und nicht wirklich ein Roboter, bei dem man an einen Menschen denkt.

14.1.2020

Heute verschlafen. Macht nichts, Robbi hat ja schon mal mit der Arbeit losgelegt. Der ist ja nie müde, wie praktisch! Hab mir überlegt: Wenn ich mal etwas vergesse oder nicht aufpasse, ist er es schuld. Der kann ja nicht sprechen oder etwas dagegen sagen. Ich glaub, ich brauche mehr solcher Kollegen.

20.1.2020

Termin beim Chef gehabt und gedacht, dass ich nur von meinen Erfahrungen mit Robi erzählen soll. Von wegen! Einem Kollegen von Robbi ist doch glatt aufgefallen, dass ein Teil im Auto falschrum eingebaut wurde. Und nicht etwa der Robbi soll das schuld gewesen, sondern wer? Ich natürlich! Weil nämlich Roboter keine Fehler machen. Robbi und ich haben jetzt eine Beziehungskrise – ich darf mir nichts erlauben, weil er und seine Kumpel mich sofort die Folgen spüren lassen. Den Heinz konnte ich in ähnlichen Fällen wenigstens abends auf ein Versöhnungsbier einladen und alles war gut. Aber womit stellt man einen Roboter zufrieden? Ein Kännchen Maschinenöl? Überlege noch.