141. Sicherheitswissenschaftliches Kolloquium
14. Mai 2019, 18:00 - 20:00
Das Bedaux-System – Grundlagen und aktuelle Anwendungen in der industriellen Aus- und Weiterbildung
Das Thema der Arbeitsbewertung ist auch für die Arbeitsgestaltung und die Ergonomie von erheblicher Bedeutung, was vielfach unterschätzt wird. Im Rahmen des 141. Kolloquiums soll dieses Thema anhand des Bedaux-Systems und seiner Entwicklung bis hin zu Aspekten des heute weit verbreiteten Lean Managements aufgegriffen werden.
Das Bedaux-System war ursprünglich ein spezifisches Programm zur Rationalisierung mit tayloristischen und fordistischen Bestandteilen. Basierend auf der externen Beratung durch Bedaux-Ingenieure, stellte das System eine Methode für Zeit- und Bewegungsstudien dar, die sich auf die Aspekte des Lohnmanagements und der Unternehmensführung bezog. Das Bedaux-System entwickelte sich zu einem zeitgemäßen Verwaltungs- und Rechnungsführungssystem. Der Ursprung des Systems liegt jedoch in der Arbeitsbewertung und Lohnfindung. Seine Wirksamkeit zeigte sich insbesondere im Hinblick auf seine Bedeutung als allgemeines System für die Gestaltung der Unternehmensorganisation sowie für das Controlling von Produktion und Kosten.
In den 1920er und 1930er Jahren gab es nach Erkner (s.u.) weltweit ungefähr tausend Unternehmen in 21 Ländern, die das Bedaux-System einsetzten, hauptsächlich in den USA, aber auch in Großbritannien und Frankreich . In Deutschland wurde danach das Bedaux-System punktuell und modifiziert angewandt. Es gab dort Widerstände, insbesondere vor dem Hintergrund des Refa-Systems, der sozialen Folgen der Rationalisierung wie auch aufgrund der NS-Ideologie nach 1933. Continental, das damals führende Unternehmen der Kautschuk- und Reifenindustrie in Deutschland war demgegenüber dem amerikanischen System aufgeschlossen und profitierte erheblich davon (vgl. Erker, Paul: Das Bedaux-System – Neue Aspekte der historischen Rationalisierungsforschung, Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, 41. Jahrg., H. 2. (1996), S. 139-158).
Die Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg knüpfte hieran zunächst an. Im Zuge des Wandels im Zuge der “Dritten industriellen Revolution” veränderten sich auch die Anforderungen an die Arbeitsbewertung und Arbeitsgestaltung. Dies führte zur Implementierung des Prinzips der “schlanken Produktion” (“Lean”). Grundgedanken des Bedaux-Systems werden heute zur Unterstützung der “Lean Transition / Transformation” sowie zur Integration des Ansatzes des “Lean Game” eine holistische, d.h. ganzheitliche Strategie angewandt.
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