Strategien für kleine Betriebe – gegen den Stress im Job

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht darauf aufmerksam, dass die Gesundheitsversorgung von Menschen in aller Welt häufig alles andere als ideal ist. Blickt man auf die Arbeitswelt, dann gilt das auch in Deutschland – vor allem im Hinblick auf den Stress, dem sich die Menschen ausgesetzt sehen. Immer mehr Beschäftigte in Deutschland fühlen sich durch eine hohe Arbeitsintensität belastet. Während beispielsweise im Jahr 2006 noch 43 Prozent der Beschäftigten angaben, sich durch sehr schnelles Arbeiten belastet zu fühlen, stieg der Anteil im Jahr 2018 auf 51 Prozent. Das zeigen Ergebnisse der Erwerbstätigenbefragungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sowie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aus den Jahren 2006, 2012 und 2018.
Der Stress, der durch die Arbeit bedingt ist, macht vor kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) nicht Halt. Schließlich stellen sie mehr als 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland und damit laut dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) auch mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze. Kleinstunternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern und Kleinunternehmen mit höchstens 49 Beschäftigten sind in dieser Hinsicht nochmals etwas Besonderes.  Darauf weist Professor Nico Dragano, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, im Gespräch mit der Basi, Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, hin: „Aufgrund der Struktur und Größe von KKU (Klein- und Kleinstunternehmen, Anm. d. Red.) fehlen oft die zeitlichen und finanziellen Ressourcen, um sich um dieses Problem zu kümmern. Hinzu kommt, dass man oft nicht genau weiß, wie psychische Belastungen angegangen werden können.“ Spezifisch für KKU sei auch, dass die Unternehmerin oder der Unternehmer selber aktiv werden muss – eine entsprechende Fachabteilung wie in Großunternehmen gibt es ja nicht. Prof. Dragano: „Die Leitung übernimmt aber meist mehrere Funktionen im Unternehmen und ist daher häufig selber stark belastet, was es zusätzlich erschwert, Prävention zu organisieren.“
Grundsätzlich kann nach seinen Worten aber Verhältnis- der Verhaltensprävention auch in KKU funktionieren, wenn man die Besonderheiten bedenkt. „Es eignen sich nicht immer die gleichen Ansätze wie für größere Unternehmen, beispielweise sind manche Verfahren zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung viel zu kompliziert, als dass sie beispielsweise in einem kleinen Handwerksbetrieb umgesetzt werden können“, erklärt der Professor. Vor diesem Hintergrund untersucht er mit seinem Team in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt PragmatiKK, ob eine kostengünstige und dennoch nach wissenschaftlichen Standards entwickelte Lösung zur Stressprävention in KKU funktionieren kann. Der Lösungsansatz setzt dabei auf ein weitgehend web-basiertes System, das alle Bestandteile einer professionellen Prävention bereitstellt, z.B. Beratung in Online-Chats, individuelle Anti-Stress-Trainings oder Tools zur Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung Psyche nach den Vorgaben der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie.

Mehr Informationen dazu finden sich auf der Projekthomepage.